Sonntag, 10. April 2011

Knopfauge, sei wachsam - Teil 1 - Tach

Tach.
Mein Name ist Cele. Bescheuerter Name für 'ne Ratte, ich weiß. Aber sagt das mal dem Kletterturm, der mich getauft hat. Nun ... ich weiß, damit umzugehen. Wenn der MountMcColin mal wieder „Cele!“ donnert, weil mich die pissgelbe Tapete stört und ich mich als Einziger zur längst fälligen Renovierung aufraffe, höre ich einfach – weg. Ihr habt es erfasst, ich stelle mich taub. Deshalb nennt er mich auch Taubi Schlumpf. Ich komme gar nicht erst auf den Gedanken, mir anmerken zu lassen, wie ungern ich mit einem kleinen blauen Zwerg verglichen werde. Schließlich bin ich auch nicht kleiner als meine vier Brüder – nur einer meiner beiden Väter bringt deutlich mehr auf die Waage als ich. Der wiederum wird immer wieder äußerst liebevoll *hüstel* „Fettwanst“ genannt. Man merke: Zwischen einem Schlumpf und einem Fettwanst liegen nicht einmal Hundert Gramm.
Überhaupt lebe ich hier in einer recht gewöhnungsbedürftigen Wohngemeinschaft. Mein Apartment im ersten Stock teile ich gnädigerweise mit den genannten Brüdern und Vätern. Dann sind da noch die beiden Klettertürme ... Der MountMcColin, der meist direkt vor unserer Haustür steht, und die Louspitze, ein paar Rattensprünge weiter. Neben der Louspitze befindet sich eine weitere Behausung mitsamt Bewohnern. Sechs Weiber bewohnen dort zwei miteinander verbundene Doppelhaushälften. Ja, Weiber! Du hast schon richtig gelesen. Diese Biester kann man nicht einfach nur „Frauen“ nennen – das sind Furien. Man will sie nur grüßen, nette Nachbarschaft und so, und was ist? Man kriegt eine gewischt. Eine perfide Plage ist das ... Verteilt sich an strategisch wichtigen Punkten im Haus, um möglichst vielen Passanten aufs Maul zu hauen. Sind bestimmt die Hormone ... Wechseljahre oder so. Manchmal erzählt der MountMcColin, dass das unsere Schwestern wären. Und unsere Mutter. Schwachsinn! Wenn da unsere Mutter dabei wäre, hätten wir bestimmt nicht einmal die ersten fünf Minuten unseres bisher knapp sechsmonatigen Lebens heil überstanden.
Nun gut, bis auf die unerklärliche Nachbarschaftsfehde haben wir es eigentlich ganz gut getroffen hier. Vollpension, Zimmerservice, Hausmädchen. Das Naherholungsgebiet mitsamt mehrstöckigem Wellnessbereich inklusive Restaurant liegt direkt vor der Tür, und wir können es nutzen, solange der Portier wach ist. Okay, zwischendurch ist auch mal Frauentag. Aber dank luxuriöser Hängematten – besser als Wasserbetten, ernsthaft! – und einem ausladenden, überdachten Balkon lässt es sich auch einmal eine Weile drinnen aushalten.

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